Quadratkampf mit Ringparabel

Länge: 4:44 min

 

IM RINGEN MIT dem KREIS kämpft sich ab: das QUADRAT. Es stolpert – schließlich steht hier genug herum: x-beliebiges Blaupulver aus Padua mit einem Chromosomensatz Aluschalen; ein Not-en-leben aus fernvergangener Zeit, als es noch kein Wiener Wohnen gab, aber trotzdem schon arme Schlucker mit zu viel Talent (Mozart); div. griechische Stacheltiere mit Schirm, Schweif und Spirale; ein Sandstein aus der Stopfenreuther Au; ein Viertelhektar Stoppelfeld; ein Schieferfindling; ein Buchenholzblock; Dreikantholzleisten; drei Gummidampfwalzen; zwei wohlfrisierte Alurutschen; Irrschläuche; Fühler; rohes Eisen; Moschenitzener Heu. Schräg unter der bauseits qua Querkraft verbauten Luke hält sich bereits bereit im Nummernraum in Formation: die 17. Addition Linierter Freiheitskämpfer (ADD.LIN.FRE.), denn: schräg gegenüber herrscht Krieg: innen und außen.

Ein RINGKAMPFPLATZ! In Stellung gebracht haben sich: die Horizontalen und die Vertikalen, begleitet von einem Heer von Zahlen, Spiralen, Mittelworten der fernen Vergangenheit und steinalten Genossen, die waren schon immer dabei und sind auch jetzt part of the game. Ein kreuzweis liniertes Spiel – wer wird gewinnen? Es preschen vor: die Vertikalen – sie packen ihre Rundstäbe aus, schwingen das Kreuzlot 1, 2, 3 – und zack! – schon rollen die Horizontalen ihre schwarzgefiederten Speere aus, spreizen ihre Krallen, die kegelförmig abgedrehten – und zack! – rein ins Gewebe, rein ins Gefecht, ins Geflecht, rauf und runter, für und wider, kreuz und quer – und ... schon wackelt ein kleiner Punk um die Ecke, schmeißt sein 70-fach aufgefächertes NEIN! in die Runde, ins Tonnengewölbe, genießt den Effekt ... und zitiert den Prediger Kohelet: Alles hat seine Stunde, Kinder. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit, meine Schätzchen. Euren Zeit-Land-Anteil habt ihr schon gehabt, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden, steht geschrieben, jetzt rollt euch ein und ab ins Bettchen, ihr Stäbchen und Rädchen und Spitzchen und Kegelchen und Schnäbelchen und Vögelchen, flatter-flatter!

Na, hast du das gehört, murmeln die alten Steine untereinander, na so ein Frischling, dahergekugelter Findlingselber Findling! gibt der Gefächerte da zurück, wippt ein bisschen vor/zurück und vor/zurück ... nee, nee, nee, ... der Steinälteste mit seiner schiefen Kalotte schüttelt steif den Bischofskopf, nej, nej, nej, ... der Introvertierte aus Stopfenreuth verkriecht sich noch mehr, ins Korsett, in seine Gummizelle, sein Plexiglashaus, seinen Stahlrahmenzwinger, nur Transit, der Sandgestrahlte, der Dauerläufer, nickt dem Sprungfederfrechdachs freundlich zu: Ich Schiefer – du Gneis! – – Ich weiß!, schmeißt der Iro dem Niro-Stahl-Bruder vom Basiskreuzstapel stabil entgegen. Alles klar, Bruder, alles klar ... Doch der Sprunggefederte kommt erst so richtig in Fahrt und schmettert jetzt erst so richtig drauflos: Bruder, sag, wer wird hier aufräumen kommen? Wer wird hier alles aufkaufen kommen? Und aufwischen hinterher, wer?

Immer der, der fragt.

Und das Quadrat?

Das kämpft sich immer noch ab und ab und ab und ab ...  (s. o.)

 

Skizze

 

Text zur Ausstellung "In einen Kreis ein Quadrat" von Meina Schellander im Museum Liaunig in Neuhaus/Suha, Kärnten, April – Oktober 2024.